Männergesangsverein Raumbach

Gegründet 1861, z. Zt. ca. 30 Mitglieder, Verein ist zur Zeit ruhend

Ansprechpartner/Vorsitzende: Gisela Müller

Der Männergesangverein Raumbach im Wandel der Zeit

Von der Gründerzeit bis heute

Der Gesangverein Raumbach wurde am 4. Juni 1861 gegründet. Die Gründer leiteten ihre Vereinssatzung mit folgender Präambel ein: “Veredelung des Gesanges und Förderung der Sittlichkeit und Bildung”. Laut Vereinssatzung durften nur aktive Sänger aufgenommen werden. Welch großes Interesse dieser Vereinsgründung entgegengebracht wurde, beweist die stattliche Zahl von 45 Sängern in diesen Anfangsjahren. Unter der Leitung des Lehrers Jakob Schmidt, der von 1854 bis 1862 in Raumbach wirkte, wurden die regelmäßigen Gesangsstunden sofort aufgenommen. Er zählt neben Ludwig Rollauer zu den Hauptgründern des Vereins. Im Jahre 1875 weihte der Verein seine erste Fahne. Wie rege das Vereinsleben war, zeigt dieses Jahr der ersten Fahnenweihe. Am 7. Februar 1875 veranstaltete der Gesangverein ein Gesangskonzert. Am 18. Juli 1875 feiert der Verein das Fest der ersten Fahnenweihe. Die alte Fahne ist heute noch vorhanden. An diesem Fest nahmen zwölf benachbarte Vereine teil. Am 21. November 1875 hielt der Verein ein Gesangskonzert ab, mit “eingestreuten komischen Vorträgen”. Damit tritt in der Vereinsgeschichte zum erstenmal das Laienspiel auf. Dieser Tradition ist man lange Zeit treu geblieben. Mit mindestens einem Konzert trat der Verein in dieser Zeit jährlich an die Öffentlichkeit. Die rege Vereinstätigkeit hatte zur Folge, daß das 25jährige Bestehen des Vereins im Jahre 1886 zu einem festlichen Höhepunkt der Umgebung wurde, unter Mitwirkung der Nachbarvereine Abtweiler, Bärweiler, Breitenheim, Callbach, Desloch, Meisenheim, Rehborn, Sien und Schmittweiler. Hauptlehrer Hahn hielt die Festrede und unter seiner Leitung sang der Verein das Bundeslied von Mozart. Von der Gründerzeit des Vereins bis zur Jahrhundertwende war das Volkslied vorherrschend, während nach 1900 das vaterländische Lied mehr in den Vordergrund trat.

Die politisch verworrene Zeit nach dem I. Weltkrieg gestattete erst 1922 die Wiederaufnahme des Vereinslebens. Jegliche Vereinstätigkeit mußte von der Besatzungsmacht genehmigt werden. Als Vorsitzender wurde 1922 Heinrich Dann gewählt, und als Dirigent führte Karl Baum in unermüdlicher Arbeit den Verein weiter aufwärts. Der Verein trat jährlich mindestens zweimal an die Öffentlichkeit. Einmal mit einem Liederabend und zum anderen mit einem Gesangsabend mit Laienspiel. Außerdem wurde das Singen in der sommerlichen Natur gepflegt. Von 1924 bis 1925 führte den Vorsitz Peter Kirsch und von 1925 bis 1928 Jakob Hill. In der ebenfalls bewegten Zeit von 1928 bis 1954 führte Jakob Schmidt den Vorsitz. In diese Zeit fällt das 7Ojahrige Bestehen des Vereins im Jahre 1931, verbunden mit der Weihe einer neuen wertvollen Fahne. Diese Anschaffung des Vereins war eine beachtliche Leistung. Auch den ungenannt bleibenden Spendern sei nochmal in ehrender Erinnerung gedacht, sowie dem Turnverein Raumbach, der mithalf dieses Fest auszurichten. Superintendent Ernst Gillmann hielt die Festrede. Die Kapelle des Dirigenten Baum spielte zum Fest und viele Nachbarvereine nahmen am Umzug teil. Schon am Sonnabend nahmen an dem das Fest einleitenden Kommers teil: Der Cäcilienchor Meisenheim, die Sängervereinigung Meisenheim, der Männergesangverein Staudernheim und der MGV Abtweiler. Der Festzug des Gesangvereins mit dem Turnverein ehrte in Verbundenheit seinen alten Dirigenten Jakob Hahn vor seinem Heim mit dem von ihm gedichteten und vertonten Lied: “Mein Heimattal, mein Glantal”. Die langsam, aber sich sehr laut anbahnende nationalsozialistische Zeit zog alles in den Strudel eines überhitzten Nationalismus und so waren auch die Auswirkungen auf das Vereinsleben. Trotzdem ist aber der Geist der Gründer erhalten geblieben und der Gesang blieb ruhender Pol und Wahrer wirklichen Menschentums. Zum zweiten Male, innerhalb von 25 Jahren, überzog Krieg die Heimat. Sorge und Not kehrten ein und die Sänger mußten in den Krieg ziehen. Für viele wird die Erinnerung in diesen harten Kriegsjahren von 1939 bis 1945 an das schöne Lied im Kreise der Sangesbrüder Trost und Hoffnung gewesen sein.

Der verlorene Krieg schuf für das Grenzland besonders schwere Verhältnisse. Erst 1949 konnten die Sänger wieder offiziell an die Öffentlichkeit treten. Der Vorsitzende Jakob Schmidt übernahm die Vereinsleitung und der seinerzeit hier amtierende Lehrer Ankert hat dem Verein aus schwersten Anfängen wieder zum Leben verholfen. Jakob Schmidt, der dem Verein 26 Jahre als Vorsitzender treu gedient hatte, setzte sich zur Ruhe und an seine Stelle wurde 1954 Helmut Schmidt zum Vorsitzenden berufen, der erst 1989 von Adolf Krauß abgelöst wurde. Die Chorleitung übernahm 1954 Gendarmeriemeister Josef Vogel aus Meisenheim; er hat den Verein zu höchster Leistung geführt. Die Höhepunkte des Sängerlebens waren das Opernkonzert am 1. Mai 1960 und das 100jährige Vereinsjubiläum im folgenden Jahr. Beide unter Mitwirkung des MGV Abtweiler und des Frauenchores Raumbach. Diese Vereine sind in der Chorgemeinschaft Vogel zusammengeschlossen. Im Rückblick wäre es ungerecht nicht zu erwähnen, daß es auch Miseren im Vereinsleben des MGV Raumbach gab und auch heute noch gibt. Die erste Krise zeigte sich bereits im Jahre 1963. Allein durch die Verbindung mit dem MGV Abtweiler war es möglich, die gesangliche Tätigkeit und die Ausrichtung von Veranstaltungen aufrechtzuerhalten. Auch das I25jährige Jubiläum des Vereins im Mai 1986 wäre ohne die aktive Unterstützung des MGV Abtweiler nicht zustandegekommen. Bei diesem Sängerfest wurde Josef Vogel für seine 4OJährige Dirigententätigkeit vom Deutschen Sängerbund ausgezeichnet. Allein die Chorgemeinschaft Abtweiler-Raumbach leitete er fast 35 Jahre. Am 9. Februar 1987 verstarb Josef Vogel plötzlich und unerwartet. Die Chorgemeinschaft verdankt ihm sehr viel und wird ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren. Mit Siegfried Fligg, der dann als neuer Dirigent verpflichtet werden konnte, wurde ein würdiger Nachfolger gefunden. Unter seiner Leitung stellt die Chorgemeinschaft nun weiterhin ihr Können unter Beweis.

Auch wenn das allgemeine Interesse am Chorgesang geringer wird, wird der MGV weiterbestehen, solange es Menschen geben wird, die Freude an echter Gemeinschaft in einem Gesangverein haben und sich durch “das Lied” verbunden fühlen.